Test: Klassische Rollentrainer

Wenn das Wetter im Winter so schlecht wird, dass es selbst mit Crosser oder MTB im Freien keinen Spaß mehr macht, dann ist Rollentraining angesagt. Die Entwicklung geht zwar eindeutig in Richtung Direktantrieb, aber nicht jeder möchte 1000,- Euro oder mehr ausgeben. Daher habe ich mir mit dem Wahoo Kickr Snap, dem Tacx Vortex smart und der Elite Rampa drei klassische Rollentrainer angeschaut, bei denen per Software die Bremskraft eingestellt werden kann.

Anmerkung: Die Geräte von Elite und Wahoo wurden mir für den Test kostenlos zur Verfügung gestellt. Den kleineren Vortex habe ich mir bei Trail-Fieber geliehen. Gerne hätte ich von Tacx den Genius smart getestet, der mit Kickr Snap und Rampa eher zu vergleichen ist. Doch leider habe ich auf mehrere Anfragen keine Antwort vom Hersteller erhalten.

Jeder Hersteller bietet mittlerweile Software an, um das Training über Smartphone, Tablet oder PC zu unterstützen oder interessanter zu machen. Von schlichter Anzeige der Leistung bis zum Fahren von Alpenpässen im Echtvideo ist alles vertreten. Als neuer Standard hat sich aber innerhalb eines Jahres Zwift etabliert. Dort fährt man auf täglich wechselnden Kursen durch eine virtuelle Landschaft und kann sich mit anderen Fahrern messen. Nicht selten trifft man auf über 1000 andere Fahrer, die entweder einfach so durch die Gegend radeln oder eines der vielen Workouts abspulen. Quasi ein World of Warcraft für Radfahrer. Alle drei Rollentrainer mussten sich daher hier beweisen. Die Anbindung erfolgt dabei über Bluetooth Smart und das ANT+ FE-C-Protokoll.

Die Geräte haben eine ähnlichen Aufbau. Man tauscht den eigenen Schnellspanner gegen den mitgelieferten aus und spannt daran das Hinterrad ein. Anschließend wird der Strom eingesteckt und über eine Gewindeschraube der Druck der Bremsrolle aufs Hinterrad eingestellt.

Technische Grunddaten:

Elite RampaTacx Vortex SmartWahoo Kickr Snap
max. Bremsleistung
lt. Herstelleangaben
800 Watt
bei 35 km/h
1500 Watt
bei 60 km/h
950 Watt
bei 40 km/h
1500 Watt
max. Steigung10 %7 %12 %
Gewicht10,6 kg9,4 kg17 kg
Ungenauigkeit+ / - 5 %+ / - 10 %+ / - 5 %
Oberfläche AntriebsrolleElastomerMetallMetall
Straßenpreis Dez. 2016380 - 420 Euro340 - 360 Euro550 Euro

Inbetriebnahme:

Elite Rampa
Der Zusammenbau der Rampa war ein wenig tricky, da die Bastelanleitung ein wenig arg klein gedruckt ist und die Anordnung der Teile intuitiv nicht gleich ersichtlich war. Der ganze Aufbau verwendet relativ viel Kunststoff, wo die beiden anderen Rollen auf Metall setzen. Der Festspannmechnismus geht relativ schwer und befindet sich auf der rechten Seite. Zum Schließen benötigt man deutlich mehr Kraft als bei Tacx oder Wahoo. Das Hinterrad setzt auf eine Rolle aus Elastomer auf, die leiser sein soll, als die normalen Metallrollen. Mittels einer Gewindeschraube stellt man den Anpressdruck ein und arretiert das Ganze dann mit einem Kunststoffhebel. Die richtige Einstellung muss man nach Gefühl finden. Zur Stromversorgung wird ein Steckernetzteil mitgeliefert. Im Lieferumfang befindet sich auch ein Jahresgutschein fürs hauseigenene Trainingsprogramm “My E-Training app”.

Tacx Vortex smart:
Beim Vortex muss man nur die Bremseinheit mit dem Standfuss verbinden. Dafür muss man für die verwendete Radgröße in einen der drei kleinen Haken finden. Da beide Teile relativ schwer sind, ist das nicht ganz einfach und zu zweit wesentlich einfacher auszuführen. Das Hinterrad spannt man von der linken Seite ein und bekommt von Tacx dafür das leichtgängiste System geliefert, das auch von wenig kräftiger Hand gut bedient werden kann. Der Reifen setzt auf eine Metallrolle auf und über eine Gewindeschraube stellt man den richtigen Anpressdruck ein. Über die kostenlose App kann man die Einstellung dann kontrollieren und gegebenenfalls nachjustieren. Tacx liefert dabei den einzigen Trainer, der sich die Einstellung merkt, falls man das Rad aus dem Trainer nimmt. Ein kleiner Kipphebel entlastet die Felge und man kann so die Rolle vom Reifen nehmen, wenn man ein paar Tage nicht trainieren sollte. Das hat sich in der Praxis sehr bewährt. Das 250 Volt Stromkabel wird direkt am Trainer eingesteckt. Die Verarbeitung wirkt sehr hochwertig.

Wahoo Kickr Snap:
Der Kickr kam bereits fertig montiert an und musste nur aufgeklappt werden. Der Verschlussmechanismus ist auf der rechten Seite angebracht und ist besser untersetzt als der der Elite-Rolle. Der Reifen läuft wie beim Vortex auf einer Metallrolle und ist ebenfalls über eine Gewindeschraube einzustellen. Den richtigen Anpressdruck muss man mittels try and error finden. Der Verstellmechnismus dazu erreicht man von allen Trainern hier am einfachsten. Ein ungutes Gefühl hat man, wenn man das Rad nach dem Training so eingespannt lässt. Durch den geringen Rollendurchmesser dellt es den Reifenmantel doch relativ stark ein. Die Stromversorgung erfolgt über ein externes Netzteil mit angenehm langer Leitung. Der Aufbau macht einen sehr robusten Eindruck.

Wahoo Kickr Snap

Die Anbindung an Zwift funktioniert bei allen drei Trainern problemlos. Manchmal wird die Rolle zwar doppelt angezeigt, aber funktioniert haben dann beide Auswahlmöglichkeiten.

Fahreindruck:
Generell brauchen die Rollen ungefähr eine Minute, bis sie warmgelaufen sind und zuverlässig funktionieren. Alle drei Geräte fahren sich angenehm und ähneln sich im niedrigen Leistungsbereich. Bei höheren Wattzahlen kann dann die höhere Schwungradmasse des Kickr punkten und macht auch Bergauffahrten realistischer als es die beiden anderen vermögen. Durch die höheren Leistungsreserven kann der Kickr auch bei Sprints punkten, wo ich bei den Wertungen immer im Bereich zwischen 800 und 900 Watt fahre.

Fährt man in Zwift über Kuppen oder durch kleine Senken, so reagiert die Wahoo am schnellsten. Die Übergänge fühlen sich relativ nah an der Realität an. Der Vortex hängt hier immer ein wenig nach und das Bild am PC, bzw. die Steigungsanzeige stimmt nicht so recht mit dem zusammen, was man in den Beinen spürt. Noch mehr empfindet man das aber bei der Rampa. Extrem fällt es auf, wenn man auf dem Londoner Kurs aus der U-Bahn ausfährt. Dort gibt es eine Rampe mit (angezeigten) 15 Prozent Steigung. Während einem der Kickr vom ersten Meter schon mehr Leistung abfordert und bei der Ausfahrt sofort wieder leichter wird, hat die Rampa hier eine Verzögerung von gut fünf Sekunden, sprich man fährt die ersten Meter wie auf der Geraden und muss oben angekommen dann noch ein ganzes Stück weiterdrücken. Im Vergleich mit den anderen Fahrern um einen fällt dieser Ziehharmonikaeffekt noch mehr auf. Bei sanften Übergängen, wie man sie in den Zwiftwelten meist findet, fällt dieses Thema aber nicht sonderlich ins Gewicht.

Die Anzeige der Trittfrequenz funktioniert bei allen drei Geräten nicht zufriedenstellend. Legt man hierauf Wert, so kommt man um den Kauf eines zusätzlichen Sensors nicht herum.

Lautstärke und Klangbild:
Die drei Rollentrainer habe ich betrieben, wie ich sie geliefert bekommen habe und sie lediglich auf einen Teppich gestellt. Von allen Herstellern gibt es als Zubehör noch Schallschutzmatten und / oder spezielle Mäntel um das Ganze ein wenig leiser zu gestalten. Die Lautstärke ist dabei weniger von der Leistung, als vielmehr von der Trittfrequenz, bzw der Drehgeschwindigkeit des Hinterrades abhängig. Der Tacx Vortex smart hat das gleichmäßigste Klangbild. Zwar wird auch er lauter, doch gibt es keine Kreischgeräusche, das Frequenzband ist relativ gleichmäßig und übermäßige Vibrationen konnte ich nicht festellen können. Das Geräusch des Wahoo Kickr Snap ist um ein ganzes Eck höher als beim Tacx, aber auch relativ gleichmäßig solange man unter Last fährt. In dem Augenblick, wo man den Druck rausnimmt, kommt es öfter zu tieffrequenten Vibrationen und man könnte dann meinen, ein Hubschrauber fliegt übers Haus. Auf dem vierten Video mit dem direkten Vergleich kann man das nach dem Sprint hören. Die dabei gemessenen 86 dB waren auch die höchste Lautstärke. Das Geräusch des Elite Rampa ist schwer zu beschreiben. Eigentlich ist die Rolleneinheit relativ leise, doch klappert und scheppert der Rest des Trainers relativ ungleichmäßig, was wohl an den vielen Kunststoffteilen liegt. Mehrmals habe ich die Schraubverbindungen kontrolliert, doch konnte ich keinen Fehler im Zusammenbau entdeckt, der dieses Klappern verursachen könnte.

In Zwift habe ich über 1000 Kilmeter mit den drei Trainern zurückgelegt. Für die folgenden Videos habe ich mir ein kleines Workout angelegt, bei dem ich je drei Minuten eine Leistung von 150, 200, 250 und 300 Watt fahren muss. Als Übersetzung habe ich jeweils 53 / 15 eingestellt und versucht, eine Trittfrequenz von ca. 90 zu halten. Beim 150 Watt kamen alle drei Trainer mit der hohen Geschwindigkeit nicht zurecht. Daher die höheren Wattwerte in der Anzeige. Das Klangbild kann man in den Clips recht gut nachvollziehen. Das dB-Meter zeigt dazu die aktuelle Lautstärke.

Elite Rampa:

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Video-Link: https://vimeo.com/193931847

Tacx Vortex smart:

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Video-Link: https://vimeo.com/194420847

Wahoo Kickr snap:

Aktivieren Sie JavaScript um das Video zu sehen.
Video-Link: https://vimeo.com/193936827

Im folgenden Video bin ich auf allen Rollen den “Hillside Sprint” in Watopia über 200 Meter gefahren. Der Wahoo neigt trotz seines hohen Eigengewichts zum kippen und auch beim Vortex sollte man nicht zu sehr am Lenker ziehen. Die Rampa kippt am wenigsten, wandert aber gerne durch den Raum und bleibt nicht stabil am Platz stehen.

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Video-Link: https://vimeo.com/194721878

Fazit: Der Tacx Vortex smart ist von der Verarbeitung das durchdachteste Gerät und konnte in der Hinsicht bei mir gut punkten. Möchte man keine allzu harten Einheiten fahren, nur Grundlagenausdauer trainieren oder ist eher Gelegenheitsfahrer, so ist er die richtige Wahl. Braucht man mehr Leistung ist man bei den getesteten Geräten besser beim Wahoo Kickr Snap aufgehoben, muss dann aber deutlich mehr auf den Ladentisch legen. Er bietet deutliche Leistungsreserven. Die Elite Rampa ist ein guter Trainer, doch das unangenehme Klangbild trübt den positiven Eindruck.

4 Kommentare zu “Test: Klassische Rollentrainer

  1. Tobi

    Vielen Dank! Aufschlussreicher Artikel mit praxisnahen Videos! Die vermittelten Eindrücke zu Standfestigkeit, Belastbarkeit und Geräuschentwicklung finde ich sehr hilfreich! Hat mich in meiner Zuversicht bestärkt, dass ich mit diesen “Mittelklasse-Trainern” zufrieden sein werde.

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